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Freitag, 31. August 2007
Szenen einer Ehe
miss.verstaendnis, 10:27h
Die Lieblingstante ist seit 33 Jahren verheiratet.
Mit dem dicken Onkel , der stets puppenlustig aufgelegt ist.
Dieses Jahr wird sie 60.
Sie haben eine Tochter und einen Sohn; die Tochter ist verheiratet und lebt mit ihrem mann in einer separaten Wohnung im Haus, der Sohn... (weiß man nicht so genau, es gibt da wohl eine Frau und ein Kind...).
All in all eine normale deutsche Durchschnittsfamilie, würde ich mal behaupten.
Oberflächlich betrachtet.
Er
Der dicke Onkel war schon immer dick, auch als er noch kein Onkel war. Ein Einzelkind war er, verhätschelt und verwöhnt, die Eltern hatten eine Metzgerei, und was sie nicht fähig waren, ihm an Liebe und Zuwendung zu zeigen, das steckten sie in Form von Sülzen, Schnitzeln, Koteletts, Braten und Dauerwürsten in ihn hinein.
Auch als er schon mit der Liebslingstante verheiratet war steckte ihm "die Mamma" immer noch ein paar Königsberger Klopse zu.
Diese leidgeprüfte Person hatte es nicht leicht, nachdem ihr Ehemann starb, leider hatte sich der einzige Sohn eine Unperson (die Lieblingstante) zur Frau genommen - für die damalige Zeit zwar mit ganz guter Ausbildung, aber vom Land und nicht aus der Stadt.
Richtig kochen konnte die natürlich nicht, nicht wie "die Mamma", also sorgte Mamma dafür, dass der Sohn nicht verhungerte und steckte ihm auch dann weiterhin etwas zu, wenn seine Frau gerade gekocht hatte - wozu wohnte man schließlich im selben Haus?
Als "die Mamma" siech wurde, pflegte sie die Lieblingstante hingebungsvoll - für irgendwas musste sie ja gut sein - und am Ende ihrer Tage musste selbst "die Mamma" einräumen, dass die Schwiegertochter kein so übler Mensch war.
Selbstverständlich hat der Onkel alles geerbt - die Metzgerei und das Haus, dafür hatte "die Mamma" gesorgt.
Mit der Zeit wurde die Lieblingstante schwierig: Immer öfter war sie krank (selber schuld), machte aus allem ein Problem.
Ärgerlich.
Der Onkel, selbst gelernter Metzger, hatte bald keine Lust mehr auf die Metzgerei, schulte kurz nach dem Tod "der Mamma" um, vermietete die Metzgerei und ging vor einiger Zeit in Rente.
Sie
Die Lieblingstante ist die jüngste aus einer ganzen Reihe von Geschwistern. Und die cleverste - behaupte ich.
Herzensgut ist sie, aufopferungsvoll, hart im Nehmen. Durch ein Handicap, das sie seit frühester Jugend hat, hat sie gelernt zurechtzukommen, selbst wenn es schwierig ist.
Den Psychoterror der Schwiergermutter ertrug sie jahrelang mit Langmut, zum Schluss pflegte sie sie bis zum Tod, um ihr das Ende in einem Heim zu ersparen.
Irgendwann wurde sie krank - immer öfter, aber sie trug es, ohne zu klagen.
Was keiner wusste
Seit Jahrzehnten gängelt der Onkel die Tante. Er beschimpft sie, macht sie nieder.
Aber nie vor anderen.
Vor Dritten ist er stets puppenlustig.
Letzte Woche kamen die Kinder lautlos nach Hause und wurde erstmals Zeugen einer dieser Szenen.
Sohn und Tochter sind entsetzt, der Schwiegersohn wagt es gar, dem Onkel Contra zu geben.
Die Situation eskaliert - das kannte der Onkel bisher nicht - die Tante hat immer alles schweigend ertragen - und der Onkel flippt richtig aus.
Als sie alleine sind, entlädt sich sein gesamter Zorn an der Tante.
Dann rannte er zur Tür hinaus und ward nicht mehr gesehen.
Die Tante kommt zu uns.
Sie heult sich aus, erzählt uns alles, kann nicht mehr, hat einen Nervenzusammenbruch.
Zurückgehaltenes aus Jahrzehnten bahnt sich erst mühsam dem Weg über ihre Lippen, zum Schluss sprudelt es aus ihr heraus.
Stundenlang.
Was er will
Alles sei so wie bisher.
Die Tante soll sich nicht so anstellen, einfach mal machen, was er ihr sagt.
Aufhören mit ihrer "Hysterie".
Oder in die Klapse gehen.
Was soll das ewige Gerede von "Problemen"?
Was sie will
Keine Angst mehr haben.
Nicht mehr runtergeputzt werden.
Einmal ein nettes Wort.
In Ruhe schlafen, denn das hat sie seit Jahren nicht mehr getan.
Die Scheidung, vielleicht, auf jeden Fall aber eine Trennung.
Maßnahmen
Sie spricht sich aus, das erste mal überhaupt mit jemandem aus der Familie.
Und sie ist geflohen.
Er ist ein paar Tage "verreist".
Geld und Immobilien hat er schon vor Jahren "zur Seite geschafft".
Niemand bekommt was, nicht sie, nicht die Kinder - alles ist seins, hat er geerbt, so wollte es "die Mamma".
Und wenn er es verprasst - keiner bekommt was. Keiner!
Unter dem Aspekt werde ich den Heiratsantrag, den mir mein Süßer gemacht hat, nochmal bedenken. Ich hab' ja noch nicht "ja" gesagt...
Mit dem dicken Onkel , der stets puppenlustig aufgelegt ist.
Dieses Jahr wird sie 60.
Sie haben eine Tochter und einen Sohn; die Tochter ist verheiratet und lebt mit ihrem mann in einer separaten Wohnung im Haus, der Sohn... (weiß man nicht so genau, es gibt da wohl eine Frau und ein Kind...).
All in all eine normale deutsche Durchschnittsfamilie, würde ich mal behaupten.
Oberflächlich betrachtet.
Er
Der dicke Onkel war schon immer dick, auch als er noch kein Onkel war. Ein Einzelkind war er, verhätschelt und verwöhnt, die Eltern hatten eine Metzgerei, und was sie nicht fähig waren, ihm an Liebe und Zuwendung zu zeigen, das steckten sie in Form von Sülzen, Schnitzeln, Koteletts, Braten und Dauerwürsten in ihn hinein.
Auch als er schon mit der Liebslingstante verheiratet war steckte ihm "die Mamma" immer noch ein paar Königsberger Klopse zu.
Diese leidgeprüfte Person hatte es nicht leicht, nachdem ihr Ehemann starb, leider hatte sich der einzige Sohn eine Unperson (die Lieblingstante) zur Frau genommen - für die damalige Zeit zwar mit ganz guter Ausbildung, aber vom Land und nicht aus der Stadt.
Richtig kochen konnte die natürlich nicht, nicht wie "die Mamma", also sorgte Mamma dafür, dass der Sohn nicht verhungerte und steckte ihm auch dann weiterhin etwas zu, wenn seine Frau gerade gekocht hatte - wozu wohnte man schließlich im selben Haus?
Als "die Mamma" siech wurde, pflegte sie die Lieblingstante hingebungsvoll - für irgendwas musste sie ja gut sein - und am Ende ihrer Tage musste selbst "die Mamma" einräumen, dass die Schwiegertochter kein so übler Mensch war.
Selbstverständlich hat der Onkel alles geerbt - die Metzgerei und das Haus, dafür hatte "die Mamma" gesorgt.
Mit der Zeit wurde die Lieblingstante schwierig: Immer öfter war sie krank (selber schuld), machte aus allem ein Problem.
Ärgerlich.
Der Onkel, selbst gelernter Metzger, hatte bald keine Lust mehr auf die Metzgerei, schulte kurz nach dem Tod "der Mamma" um, vermietete die Metzgerei und ging vor einiger Zeit in Rente.
Sie
Die Lieblingstante ist die jüngste aus einer ganzen Reihe von Geschwistern. Und die cleverste - behaupte ich.
Herzensgut ist sie, aufopferungsvoll, hart im Nehmen. Durch ein Handicap, das sie seit frühester Jugend hat, hat sie gelernt zurechtzukommen, selbst wenn es schwierig ist.
Den Psychoterror der Schwiergermutter ertrug sie jahrelang mit Langmut, zum Schluss pflegte sie sie bis zum Tod, um ihr das Ende in einem Heim zu ersparen.
Irgendwann wurde sie krank - immer öfter, aber sie trug es, ohne zu klagen.
Was keiner wusste
Seit Jahrzehnten gängelt der Onkel die Tante. Er beschimpft sie, macht sie nieder.
Aber nie vor anderen.
Vor Dritten ist er stets puppenlustig.
Letzte Woche kamen die Kinder lautlos nach Hause und wurde erstmals Zeugen einer dieser Szenen.
Sohn und Tochter sind entsetzt, der Schwiegersohn wagt es gar, dem Onkel Contra zu geben.
Die Situation eskaliert - das kannte der Onkel bisher nicht - die Tante hat immer alles schweigend ertragen - und der Onkel flippt richtig aus.
Als sie alleine sind, entlädt sich sein gesamter Zorn an der Tante.
Dann rannte er zur Tür hinaus und ward nicht mehr gesehen.
Die Tante kommt zu uns.
Sie heult sich aus, erzählt uns alles, kann nicht mehr, hat einen Nervenzusammenbruch.
Zurückgehaltenes aus Jahrzehnten bahnt sich erst mühsam dem Weg über ihre Lippen, zum Schluss sprudelt es aus ihr heraus.
Stundenlang.
Was er will
Alles sei so wie bisher.
Die Tante soll sich nicht so anstellen, einfach mal machen, was er ihr sagt.
Aufhören mit ihrer "Hysterie".
Oder in die Klapse gehen.
Was soll das ewige Gerede von "Problemen"?
Was sie will
Keine Angst mehr haben.
Nicht mehr runtergeputzt werden.
Einmal ein nettes Wort.
In Ruhe schlafen, denn das hat sie seit Jahren nicht mehr getan.
Die Scheidung, vielleicht, auf jeden Fall aber eine Trennung.
Maßnahmen
Sie spricht sich aus, das erste mal überhaupt mit jemandem aus der Familie.
Und sie ist geflohen.
Er ist ein paar Tage "verreist".
Geld und Immobilien hat er schon vor Jahren "zur Seite geschafft".
Niemand bekommt was, nicht sie, nicht die Kinder - alles ist seins, hat er geerbt, so wollte es "die Mamma".
Und wenn er es verprasst - keiner bekommt was. Keiner!
Unter dem Aspekt werde ich den Heiratsantrag, den mir mein Süßer gemacht hat, nochmal bedenken. Ich hab' ja noch nicht "ja" gesagt...
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