Montag, 26. November 2007
Schwebezustand Teil II
Denn erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Noch lebe ich immer mein altes, "offizielles" Leben, wenigstens bis zum Ende des Schuljahres nächsten Sommer hatte ich mir ja auch fest vorgenommen, nichts daran zu ändern, denn ich will den Kindern keinen übereilten, sinnlosen Schulwechsel zumuten, der alles nur noch schwieriger macht.
Nächstes Schuljahr sieht alles anders aus, nächstes Schuljahr passt ein Wechsel sogar ganz gut.
Grundsätzlich hätte ich aber nicht damit gerechnet, dass sich die Dinge so schnell entwickeln. Tendenziell hatte ich sogar eher mit 2-3 Jahren gerechnet und nicht nur mit 9 Monaten.
Aber plötzlich kommt auf allen Ebenen Bewegung ins Spiel. Die möglichen Jobangebote purzeln nur so, was mir einerseits viel zu schnell geht, andererseits aber auch sehr verführerisch ist.

Und ich habe mich verliebt.
Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet und das war auch absolut nicht geplant. Aber wer steckt da schon drin?
Ich kenne ihn jetzt seit 5 Monaten und es war nur als völlig unverbindliche Affäre geplant, von beiden Seiten. Ich hatte meine Familie und wollte die auch ganz sicher nicht eintauschen, genauso ging es ihm. Ein netter Sommerflirt halt, da ist doch nichts gegen einzuwenden. Beide fühlten wir uns in unseren Beziehungen etwas gelangweilt, vermissten den letzten Kick und hatten Sehnsucht nach etwas Abenteuer. Fremde Haut, Schmetterlinge, einfach mal abtauchen und den Alltag hinter sich lassen. Eine kleine private Nische, nichts Ernstes, leichte Tändelei, Spiel und Spaß, das kann doch gar nicht so schlimm sein.
Es war auch nicht schlimm, es war einfach nur schön. Viel zu schön, um auf Dauer Bestand zu haben und erst recht viel zu schön, um es wirklich ernstzunehmen. So etwas gibt es nicht in echt, das ist eine Seifenblase, eine schillernde Illusion, die man sich selber aufbaut und der man sich gerne hingibt, wohl wissend, dass es jede Sekunde aus sein kann.
Es hörte aber nicht auf, im Gegenteil, es wurde immer intensiver. Schon schnell waren wir nach täglichen Telefonaten süchtig, wir redeten, und redeten und redeten. Und verstanden uns immer besser. Die räumliche Entferung wurde entproblematisiert, es liegen 200km zwischen uns, wenn jeder 100km fährt, ist das gar nicht mehr viel. Und so trafen wir uns regelmäßig, immer in dem Bewusstsein, dass wir völlig bescheuert sind, dass wir das beide in dieser Intensität doch gar nicht wollten, gleichzeitig aber auch magisch angezogen von der Person des anderen.
Durch ähnliche Berufe waren gemeinsame Seminarbesuche möglich, mehrfach zwei, einmal sogar drei Tage nur für uns. Es wurde ein bisschen wie Alltag und wir stellten fest, dass wir uns immer besser verstanden. Wir können nicht nur stundenlang miteinander reden, wir können sogar genussvoll miteinander schweigen.
Die Träume wurden immer intensiver, gemeinsames Arbeiten entstand als realistischeVision. So vieles wäre dann perfekt. Eine absolut parallel ausgerichtete Denkstruktur, seine Vorstellung von "so sollte man seine Arbeit erledigen" entspricht in Gänze meiner. Einzelne Arbeitsprobleme wurden testweise gemeinsam bearbeitet und immer hatten wir dieselbe Lösung, die keiner seiner Mitarbeiter fand, von der ich aber auch wusste, dass sie in meinem Umfeld keiner von mir erwartete.
Lange glaubten wir nicht daran, dass es wirklich eine Zukunft für uns gäbe, zu schnell war das gegangen und viel zu intensiv pubertär.
Er ist in seiner Familie gebunden und trägt die Verantwortung für eine völlig von ihm abhängige Frau und zwei Kinder. Eine absolut heile Welt nach außen, von der auch seine Karriere und seine gesellschaftliche Stellung abhängt. Ich weiß, dass er das nie verlassen wird.
Und ich will ja auch wirklich alleine. Endlich frei sein, keine Kompromisse mehr, keine Rücksichten, sondern endlich lernen, die Verantwortung komplett selber zu übernehmen, eigene Stärke und eigenen Schwung entwickeln, kein Leben mit Netz und doppeltem Boden, selbstbewusst und unabhängig.
Und überhaupt, wie soll das gehen? Mein Mann wird das Scheitern unserer Beziehung unweigerlich auf "den anderen" abschieben, dabei hat es damit gar nichts zu tun. Unsere Beziehung ist schon vor längerer Zeit gescheitert, ich hatte nur nie den Mut, es mir selber einzugestehen.
Erst durch die Beziehung zu einem anderen Mann fiel mir auf, was in meiner Alltagsbeziehung alles fehlt - und was auch nie möglich sein wird. Wir haben kaum gemeinsame Interessen, wissen wenig miteinander anzufangen wenn wir alleine sind, jeder beschäftigt sich selber, aber keiner interessiert sich für die Interessen des anderen. Unser Vorlieben sind diametral entgegengesetzt, unsere Vorstellungen von Partnerschaft gehen sehr auseinander. Er sagt, wir ergänzen uns, jeder hat seinen Bereich und gemeinsam haben wir dann ganz viel. Ich dagegen fühle mich alleine gelassen, wünsche mir jemanden, der genauso denkt wie ich, der dieselben Dinge kann und übernimmt, wenn ich mal schwach bin, für den ich aber auch einspringen kann, wenn er mal ausfällt. Der Probleme genauso angeht wie ich, der meine Lösungen nicht kritisiert, weil er es komplett anders gemacht hätte, sondern sich freut, dass alles so gut klappt. Auf den ich mich verlassen kann, weil ich weiß, er macht es richtig und ich kann alles weiterführen, was er angefangen hat.
Wenn ich alleine lebe, muss ich mir ja auch für alle Dinge, die ich nicht selber lösen kann, fremde Hilfe besorgen. Warum sollen wir uns nicht gemeinsam genau die gleiche Hilfe besorgen, dafür die Dinge, die wir selber können, mit doppelter Kraft erledigen?
In der Beziehung zu meinem Mann muss ich meine Dinge alleine regeln, er ist dafür nicht zuständig, er macht andere Sachen, die ich dafür nicht kann. Das mag für viele Leute eine optimale Kombination sein, für mich bedeutet es nur, dass ich mich immer unter Druck fühle, dass ich nie versagen darf, dass ich immer alleine bin mit meinen Dingen - und warum brauche ich dann einen Partner?
Deshalb wollte ich endlich alleine. Wenn seine Hauptqualifikation als Partner darin liegt, das Geld zu verdienen - nun, das kann ich dann auch noch alleine, wenn es bedeutet, dass ich mir dafür ohne Ende Streit, Ärger und schlechte Laune erspare.

Durch Zufall habe ich aber nun jemanden gefunden, der all das ist, von dem ich gar nicht wusste, dass ich es mir wünsche. Er ist ganz anders als ich - aber unsere Denkweise ist dieselbe. Seine Interessen und Hobbys sind für mich zwar neu, aber sie faszinieren mich, er beschäftigt sich dagegen gerne mit meinen Vorlieben. Wir tauschen uns aus und bewundern jeweils die Fähigkeiten und Kenntnisse des anderen. Wir lernen voneinander und haben Spaß daran. Wir können uns gegenseitig Dinge erklären und verstehen sie dann auch.
Mit meinem Mann kann ich nicht reden. Wenn er mir was erklärt, bin ich völlig überfordert, er denkt einfach anders und geht konkrete Sachverhalte deshalb auch komplett anders an. Ich habe seine Methoden noch nie nachvollziehen können. Umgekehrt findet er meine Lösungswege seltsam, Gemeinsamkeiten konnten wir deshalb nie finden.
Ich bewundere ihn für seine Intelligenz und seine Schnelligkeit, für sein Durchhaltevermögen, seinen Ehrgeiz, seine Gradlinigkeit und seine absolute Loyalität.
Aber ich bin anders. Ich gebe Dinge auch mal wieder auf, wenn ich nicht damit klarkomme, ich beiße mich nie um jeden Preis durch ein Problem, ich lebe auch mit Niederlagen. Ich habe kaum Ehrgeiz und gehe gerne den Weg des geringsten Widerstandes.
Nun habe ich jemanden gefunden, der das versteht, der mir aber genau an den Stellen Hilfe anbieten kann, wo ich alleine entmutigt aufgebe, der mich nicht kritisiert für meine Schwächen, sondern mich stützt, bis ich sie übewunden habe, der mich nicht alleine wurschteln lässt, sondern der gemeinsam mit mir nach Lösungen sucht.

Ich habe mich verliebt.
So unendlich verliebt, wie ich mir überhaupt nicht vorstellen konnte, dass man sich überhaupt verlieben konnte.
Mit ihm gemeinsam geht alles.
Und ihm geht es genauso.
Immer mehr stellt er sein bisheriges Leben in Frage. Immer konkreter werden die Überlegungen für eine gemeinsame Zukunft. Den Schwung und die Zuversicht, die er mir gibt, gebe ich ihm in gleicher Menge zurück. Wir hängen einfach alle beide ganz tief drin.

Ich weiß nicht, wie es enden wird, aber ich weiß, dass ich mir ein Leben ohne ihn schon jetzt nicht mehr vorstellen kann, denn alleine würde ich wahrscheinlich vor Sehnsucht nach ihm vergehen.

So schnell ging das alles, nur 5 Monate zwischen dem Beginn einer unverbindlichen Affäre, mit fest abgesprochenen Regeln und Eckdaten und dem Umsturz aller Umstände.
Aber mittlerweile glaube ich daran, zu viele Gemeinsamkeiten haben wir entdeckt, zu viele parallele Träume geträumt und viel zu viele gegenseitige Gefühle entwickelt.
Es ist nicht nur ein unglaublich schönes Gefühl, jemanden zu lieben, es ist ein noch unbeschreiblich viel schöneres Gefühl, grade von dem, den man selber liebt, auch genauso geliebt zu werden.
Wir schaffen das - da bin ich mir absolut sicher.

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Freitag, 12. Oktober 2007
Kribbelig ist mir.
Wie unter einer großen Spannung laufe ich unruhig und nervös durch die Gegend. Ziellos, planlos und sehr dicht am Wasser gebaut. Ständig kämpfe ich mit aufsteigenden Unzufriedenheitsgefühlen.

Ich gehöre nicht dazu.

Alle haben etwas zu tun, alle sind eilig, eifrig und vor allem sehr bemüht, geschäftig geschäftlich, emsig hetzend, miteinander bekannt und ungeheuer wichtig.

Ich gehöre nicht dazu.

Dort kannst du Leute kennen lernen, sagte man mir, das ist wichtig, du musst dringend Leute kennen lernen, wenn du weiterkommen willst, alleine erreichst du gar nichts.

Ich weiß, dass ich mich bemühen muss, dazuzugehören.
Aber alles in mir sperrt sich.
Ich will nicht dazu gehören, zumindest will ich nicht sein wie sie.

Ich will eigentlich gar nicht "wie" sein.Zumindest weiß ich genau, wie ich NICHT sein will: immer in Eile,komplett im Stress, dafür aber auch sehr wichtig und unersetzbar.

Ich glaube, ich schaffe das alles nicht, was ich da selber und alle anderen gleich mit von mir verlangen und erwarten.

Angst habe ich.

Angst, zurückgewiesen, enttäuscht und abgelehnt zu werden, Angst, nachher alleine zu sein, Angst, mit meinem Alleinsein nicht umgehen zu können.

Aber ich werde wohl lernen müssen, mit dieser Angst zu leben.

Und ich sollte dringend üben, wie man Netzwerke knüpft, habe ich nur genug Netze geknüpft, werde ich wohl nicht mehr durch die Maschen fallen.

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Samstag, 15. September 2007
Schwebezustand
Ende Mai hatte mich der Besuch aus der Vergangenheit ja quasi wachgerüttelt und mir war klar geworden, dass ich in den letzten Jahren immer mehr damit beschäftigt war, meine Lethargie zu verwalten, statt tatsächlich selber aktiv mein Leben zu gestalten.
Mein ursprünglicher Plan klappte bekanntlich nicht, meine "Schulfreundliebe" verweigerte die Mitarbeit, aber insgesamt hatte dieser Ausflug gereicht, um mich aufzuwecken.
Dann muss ich eben selber dafür sorgen, dass wieder mehr Schwung in mein Leben kommt und das habe ich dann auch systematisch begonnen zu überdenken und zu planen.

Mein bisheriges Leben war ja okay, aber wie's halt so geht: Man trifft einen Mann, in den man sich verliebt, beschließt sich zu vermehren, opfert die Liebe zu zweit einem Dauerstress erst zu dritt, dann zu viert, zu fünft .... bis man das Vermehren drangibt und sich zum Abschluss aber noch einen Hund zulegt.
Irgendwann sind die Kinder aus dem Allergröbsten raus, werden immer selbständiger, und jetzt könnte man endlich auch mal wieder zu zweit..... - nur leider hat man im Laufe der Jahre die Liebe zu zweit so sehr auf Eis gelegt, dass sie nicht nur tiefgefroren, sondern sozusagen ötzifiziert wurde: Zwar noch existent und sieht nach außen auch immer noch gut aus, aber leider leblos.
Man mag es selber nicht glauben, schießlich ist doch nichts Schlimmes passiert und keiner fühlt sich schuldig, man hat doch nur getan, was alle tun. Eben die Kinder großgezogen und Rücksicht genommen, wieso kann man nach 17 Jahren dann nicht einfach da weiter machen, wo man vor dem ersten Kind aufgehört hat?
Ich weiß es auch nicht, aber es scheint häufiger zu passieren, denn schon Erich Kästner hat diese Situation bedichtet:

Als sie einander acht Jahre kannten,
(und man darf sagen, sie kannten sich gut),
kam ihre Liebe plötzlich abhanden,
wie anderen Leuten ein Stock oder Hut.

Sie waren traurig, betrugen sich heiter,
versuchten Küsse als ob nichts sei
und sahen sich an und wussten nicht weiter,
da weinte sie schließlich und er stand dabei.

Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken.
Er sagte, es wäre schon Viertel nach Vier
und Zeit, irgendwo Kaffee zu trinken.
Nebenan übte ein Mensch Klavier.

Sie gingen ins kleinste Café am Ort
und rührten in ihren Tassen.
Am Abend saßen sie immer noch dort.
Sie saßen allein und sie sprachen kein Wort
und konnten es einfach nicht fassen.


Dass mir/uns die Liebe tatsächlich abhanden gekommen war, wollte ich Ende Mai noch absolut nicht glauben. Das kann gar nicht sein, ich habe einen tollen Mann, den ich bewundere, dem ich vertraue, der mich liebt und der mich versteht. Wir haben uns nur in den letzten Jahren etwas auseinander gelebt, aber das ist doch alles kein Grund zur Beunruhigung, wir/ich muss mich nur wieder etwas anstrengen und aufraffen, der Beziehung neuen Schwung zu geben und dann klappt das wieder.

Ja, sogar bis Ende Juli war ich fest davon überzeugt, dass die in die Jahre gekommene Beziehung relativ problemlos wieder zu reparieren sei.

Und ich habe mir dann im Juni auch gleich überlegt wie das gehen könnte: Wir müssen wieder mehr miteinander reden. Reden ist wichtig und wir müssen uns gegenseitig überlegen, was wir vom jeweils anderen erwarten und wie wir uns die weitere, gemeinsame Zukunft vorstellen.
Zu dem Zweck fand ich es eine gute Idee, dass ich den größten Teil der Sommerferien mit den Kindern alleine verbringe, denn Monsieur musste ja eh arbeiten und so gaben wir uns einfach eine Auszeit, in der wir ungestört, jeder für sich, mal gründlich nachdenken können.
Wir haben viel telefoniert in diesen drei Wochen - bzw. ich hatte gehofft, dass wir viel telefonieren, denn ich fand es wichtig und habe es immer wieder probiert. Aber es war schwierig. Er hatte Termine, war schlapp und müde, keine Zeit, keine Lust und wenn ich ihn dann tatsächlich am Telefon hatte, dann wussten wir nicht so genau, was wir reden sollten.
Also habe ich geredet und ihm ausführlich erklärt, welche Gewohnheiten, die sich im Laufe der Jahre entwickelt haben, ich wieder rauswerfen möchte, was ich dafür alternativ erwarte, was ich selber künftig tun möchte, was ich mit ihm tun möchte und entwickelte im Laufe der Wochen einen ganz enormen Schwung. Mir ging es von Tag zu Tag besser. Ich hatte wieder Lust am Leben, sah das meiste enorm positiv, konnte mich wieder über meine Zukunft freuen und war im wahrsten Sinne des Wortes aus meiner Lethargie erwacht. Ich habe noch fast 25 Jahre bis zur Rente und hey, das muss man doch nutzen!!
Erst dachte ich, er geht darauf ein. Er redete zwar wenig am Telefon, aber er hörte wenigstens zu. Als wir uns dann nach drei Wochen das erste Mal wiedersehen, war ich voller Erwartungen und fest davon überzeugt, dass nun eine neue Zeit anbricht.

Wahrscheinlich war das der größte Fehler, den ich machen konnte, denn es passierte - nichts!
Im Gegenteil, all die Dinge, die ich als negativ und überflüssig gebrandmarkt hatte, machte er genauso weiter wie in den Jahren zuvor, teilweise kam es mir sogar schlimmer vor.
Und dann zerbrach etwas bei mir. Ich wachte morgens auf und wusste, es geht nicht mehr.
Ich konnte ihn nämlich nicht mehr riechen.
Sein Geruch, der mir über Jahre vertraut war, den ich auch immer mochte, hatte sich nicht verändert, aber ich konnte ihn von jetzt auf gleich nicht mehr ertragen. Er roch plötzlich bitter, streng und unangenehm.

Erst habe ich gedacht, ich tobe da nur eine neue hysterische Phase aus und versuchte, das komplett zu ignorieren - aber es hält an.
Ich ertrage seine Nähe nicht mehr, ich versteinere, wenn er mich anfasst und ich ziehe mich immer weiter zurück.

Dabei mag ich ihn noch. Sehr sogar. Er ist immer noch ein toller Mann und es gibt vieles, was ich an ihm bewundere und ich weiß immer noch, dass ich mich zu 100% auf ihn verlassen kann. Aber jetzt mag ich nur noch den Menschen und nicht mehr den Mann.

Das ist eine sehr vertrackte Situation, denn ich will ihm absolut nicht wehtun, eben weil ich ihn mag und respektiere. Ich weiß aber auch, dass ich die nächsten 25 Jahre nicht mehr mit ihm als Mann leben kann.

Meine eigenen Ideen für die Zukunft werde ich aber trotzdem verwirklichen oder besser: Jetzt erst recht. Denn jetzt weiß ich, ich muss mir dringend ein eigenes Leben schaffen, eines, an dem ich Spaß habe, was mich zufrieden macht und das mir immer wieder neuen Schwung gibt, um auch konsequent weiterzugehen.
Aber das muss ich alleine schaffen, was wahrscheinlich auch sinnvoller ist, denn dann kann ich auch komplett und alleine darauf stolz sein und muss nicht regelmäßig befürchten, dass mir jemand sagt, das hätte ich doch nur mit Hilfe hinbekommen.

Jetzt bin ich also schon 3,5 Monate weiter und heute weiß ich, dass mir nichts besseres passieren konnte als eben dieser (missglückte?) Vergangenheitsbesuch, denn nur dadurch wurde mir bewusst, wie langweilig und festgefahren mein Leben war.

Ich brauche keinen neuen Mann, aber auch keinen alten mehr, ich brauche nur selber genug Selbstvertrauen und Energie, um zu bemerken, was das Leben alles bietet.
Wenn ich aber erst mal alleine kann, dann kann ich auch wieder zu zweit. Nicht mehr mit dem bisherigen Mann, aber da wird ein anderer sein. Einer, der mich von Anfang an in einer anderen Rolle erlebt, einer mit dem ich von Anfang an auch andere Träume haben werde. Keine gemeinsame Familie, keinen Nestbau und kein gemeinsames Altwerden - sondern gemeinsames Jungbleiben und gemeinsames Entdecken der weiteren Möglichkeiten.

Unter diesem Aspekt sehe ich das Leben endlich wieder komplett positiv. Im Moment lebe ich noch in einem Schwebezustand, denn noch habe ich die feste Basis für ein eigenes Leben noch nicht komplett geschaffen. Das wird auch noch dauern. Vielleicht ein Jahr oder zwei, aber das ist egal, denn jetzt weiß ich endlich, wo ich hin will und habe mich auf den Weg gemacht. Es braucht eine gründliche Vorbereitung, ich muss neue Kontakte knüpfen, eigene Kontakte, muss Chancen sehen und wahrnehmen, ein Netzwerk aufbauen und fremde Unterstützung einfordern, aber irgendwann werde ich dann auch ein Jobangebot finden, was mich so überzeugt, dass ich weiß, das ist es und ab jetzt und damit kann ich wirklich alleine.

Meinem Mann habe ich das alles genauso erklärt und ihm auch angeboten, dass wir uns sofort trennen können, wenn ihm das lieber ist, aber er weiß auch nicht, was er alleine machen sollte, also bauen wir jetzt gemeinsam, aber trotzdem jeder alleine an einer eigenen Zukunft.

Interessant dabei finde ich vor allem, was eine missglückte Affaire so alles auslösen kann.

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Montag, 28. Mai 2007
Besuch aus der Vergangenheit
Erinnert Ihr Euch noch an Eure erste Liebe?
Ich hatte davon zwei - einen, den ich liebte (K.) und einen, der mich liebte (T.). Beide Lieben blieben unerfüllt.

K war unser Erdkundelehrer und ich liebte ihn ein ganzes Schuljahr lang. Geblieben sind mir solide Kenntnisse über Afrika und ein leises Grinsen über meine pubertären Gefühle. Meinem Geographiewissen wäre es sicher gut bekommen, wenn wir im nächsten Jahr nicht einen neuen, leider alten und hässlichen Erdkundelehrer bekommen hätten. So kann ich nur Afrika, denn um mir den Rest der Welt länderkundlich gleichermaßen intensiv zu erschließen, fehlte es mir von da an ganz klar an Motivation.

K. habe ich 5 Jahre nach dem Abitur noch mal wieder getroffen und musste mich dann ein bisschen für meinen Geschmack als 15jährige schämen....

T dagegen war ein Klassenkamerad und im Unterschied zu mir, die ich K. nur heimlich anhimmelte, erklärte er mir seine Liebe offen und schrieb mir Liebesbriefe auf Pferdebriefpapier. Den ersten in der achten Klasse und zwei weitere in der neunten.
Ich mochte T. Von allen Jungs aus meiner Klasse war er wirklich mit Abstand der netteste. Aber erstens war er ein halbes Jahr jünger als ich und zweitens auch noch 5cm kleiner. Zwei Punkte, die jede Gegenliebe meinerseits völlig unmöglich machten.
Immerhin gelang es mir schon damals, die Nummer "aber lass uns wenigstens gute Freunde bleiben" erfolgreich durchzusetzen, so dass wir durchaus noch eine Menge gemeinsam unternahmen, aber meine schulinternen Liebesromanzen hatten sich ab der zehnten Klasse erledigt.
Es kamen auch keine neuen, denn meine sich schon damals abzeichnende Vorliebe für Männer zwischen 30 und 40 verhinderte alle weiteren Beziehungen zu Schulkameraden und andere attraktive Lehrer hatte die Schule nicht zu bieten.

Da ich schon vor dem Abitur bei meinem damaligen (natürlich 15 Jahre älteren) Freund einzog, verliefen sich nach dem Schulabschluss alle früheren Freundschaften endgültig, ich führte ein vollständig anderes Leben als die anderen Studenten, gemeinsame Interessen waren nicht mehr gegeben und ich konzentrierte mich voll auf mein "Erwachsenenleben".

Heute sind wir mehr als 20 Jahre weiter und gestern war T. übers Wochenende zu Besuch.

Wir hatten losen Kontakt gehalten, alle 4-5 Jahre mal telefoniert oder uns gegenseitig zum Geburtstag gratuliert, letztes Jahr begannen wir einen regen email Verkehr, der zu diesem Wochenendbesuch führte.

T ist zwar immer noch ein halbes Jahr jünger, aber dafür ist er heute in der von mir immer noch bevorzugten Altersgruppe der Männer um die 40 und außerdem ist er wohl nachschulisch noch gründlich gewachsen, denn mit 1,92m ist er jetzt nicht mehr kleiner als ich...
Im Gegenteil, er sieht blendend aus und mir fielen fast die Augen aus dem Kopf, als er aus dem Zug kletterte und zielstrebig auf mich zu kam.
Sein schönstes Kompliment war gleich die Begrüßung: "Du hast dich überhaupt nicht verändert, ich habe dich sofort erkannt."
Oh wie nett, immerhin sind wir wirklich fast 25 Jahre weiter und selbstverständlich HABE ich mich verändert.
Er allerdings auch, aus dem kleinen, etwas unbedarften Jüngelchen ist ein überaus attraktiver, beeindruckender Mann geworden.

Und DEN habe ich damals in die Wüste geschickt? Teufel, Teufel - aber wer weiß, wofür es gut war.
Denn schon schnell merkte ich, dass er sich zwar körperlich gewaltig verändert hatte, der Rest war aber gleich geblieben, im Kern war er noch immer derselbe, kindliche Träumer. Als er mir sein Leben erzählte, reihte sich eine missglückte Beziehung an die nächste. Länger als 5 Jahre hatte er es mit keiner ausgehalten (oder sie mit ihm), trotzdem lief er noch immer dem Ideal der "großen Liebe" hinterher und träumte von der "perfekten Beziehung".
Frauenlos war er dafür nie lange gewesen, die Übergänge von einer in die andere Beziehung waren fließend, nur grade im Moment, seit vier Wochen, ist er zufällig solo.
Wirklich schwer fällt es ihm nicht Frauen kennenzulernen, immerhin ist er Fotograf, auch noch mit dem Schwerpunkt "people", wie er mir nebenbei erzählte, eine Information, die mich spontan dazu brachte, meinen Bauch noch mehr einzuziehen als ich es eh schon den ganzen Tag tat.
Aber jetzt freute er sich, dass wir uns endlich, endlich, nach so vielen Jahren wiedersahen und schnell war klar, dass er seine alten Gefühle weder vergessen noch verdrängt hatte, nur heute ging ich auf seine Avancen widerstandslos ein. Da sowohl die Kinder als auch mein Mann das ganze Wochenende zu Hause waren, machten wir lange Spaziergänge, um ungestört miteinander reden zu können. Wir waren schließlich alte Schulkameraden und hatten uns viel zu erzählen.
Hatten wir auch, aber als er plötzlich stehenblieb, um mich in seine Arme zu ziehen, fand ich Reden überhaupt nicht mehr wichtig.
Dummerweise sind wir nun beide aus dem Alter raus, wo man sich auch bei Regen hemmungslos in die Dünen wirft, wenn einen die Leidenschaft überkommt, so dass es über eine wilde Knutscherei nicht hinausging, aber ich lernte meine eigenen Triebe plötzlich von einer ganz neuen Seite kennen.

Diesen Mann will ich. Komplett, mit Haut und Haar und allem, was eben einen Mann ausmacht.
Ich will ihn, als Verhältnis und als Mann, der bedingungslos seit Jahrhunderten in mich verliebt ist.
Aber nicht als Partner.
Denn erstens habe ich schon einen Mann fürs Leben und zweitens würde T. als fester Partner sowieso nicht taugen. Es wäre nur eine Frage der Zeit, wann uns der Alltag einholte und Alltag und große Liebe vertragen sich leider nicht. Er hat das zwar schon 17x erlebt, glaubt es aber noch immer nicht.
Das ist mir in diesem Fall aber auch herzlich egal, ich weiß, dass es nicht geht, und das genügt.
Ich muss jetzt nur dafür sorgen, dass wir uns zwar wiedersehen, aber immer genug Spannung für ein nächstes Mal bleibt und er seine Träume nicht verliert. Denn seine Träume sind es, die mir so gefallen.
In seinen Träumen bin ich noch immer 16, kapriziös und unerreichbar.
Ob ich dieses Klischee halten kann?

Auf alle Fälle habe ich seit gestern permanent weiche Knie, ein seltsames Dauerkribbeln im Bauch und damit fühle ich mich schon mal ganz genau wie damals als Teenager.
Unerreichbar werde ich auch sein, denn meinen Hauptmann möchte ich schon gerne behalten.
Nur kapriziös, das fällt mir schwer. Am liebsten würde ich ihn heute schon anrufen, um einen neuen Termin für ein Treffen zu vereinbaren, wo weniger andere Leute drum herum sind (und es damit endlich zur Sache geht.) Aber ich denke, für genau diesen Anruf sollte ich ihn noch ein Weilchen köcheln lassen, alles andere wäre nicht wirklich kapriziös.

Aufregend ist es aber auf alle Fälle.

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Sonntag, 25. März 2007
Befindlichkeiten, nach Nina Hagen
L. und K. getroffen.
"Und, Alte, wie?"
Hmm. Wenn ich ehrlich bin: Unglücklich bin ich nicht, aber glücklich auch nicht.
L. fragt: "Wieso?"
Weiß nicht. Irgendwie macht das alles keinen Sinn, "das Haus sauber halten, einkaufen, fernsehen".

"Du musst Deinem Leben einen Sinn geben", sagt L.
Klaro, und wie finde ich den raus?
L. sagt:"auf jeden Fall nicht, indem du hier rumsitzt und nichts tust. Oder wartest. Oder das Haus sauber hältst, einkaufst und fernsehguckst. Geh' los und find's raus. Zieh' um, trenn dich von dem Langweiler, fang' was neues an."
K. sagt:"Moment mal, nicht so stürmisch. Sie kann doch nicht alles stehen und liegen lassen, nur weil ihr irgendein vermeintlicher Furz querliegt."
Und dann sagt K. zu L.:"Du und Deine tollen Tipps. Wenn's schief geht, mit dem Loslaufen, dann hockt sie irgendwann unter der Brücke."

Sie haben ja recht.
Beide.

Und ich stehe hier und frag' mich:
"Geh ick nu, oda bleib ick nu?
Irjentwie muss man was tun.
Geh' ick nu', oda bleib' ick nu,
oda wer weeß wat what I can do...?"

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Mittwoch, 14. Februar 2007
Prolog im Himmel
Da hat mir doch heute mein Schatzi zum Valentinstag Blumen geschenkt.
Dabei ist mir mal wieder klar geworden, wie vergänglich alles ist: Blumen, schöne Gedanken, aber auch Freundschaften, Gefühle, die (erste, zweite, dritte) große Liebe, Schwiegereltern, Alimente - im Grunde also alles.

Um in der Vergänglichkeit der Zeitläufte wenigstens ein paar farbige Akzente zu setzen, konserviere ich deshalb ab heute die Valentinsblumen in mein Blog, und werde sie künftig mit frischen Gedanken gießen.

Als Dünger wünsche ich mir Kunst und Natur - gefunden in den Weiten des Netzes, oder selber geschaffen.

Um mit der Blogpflege alleine nicht in Verzug zu geraten, begrüße ich an dieser Stelle gleich mal meine Mädels aus dem Fitnetzstudio, als da wären: Miss Klang und Miss Bildung, und außerdem Miss Tery.

Wer uns sonst noch bei der Blumenpflege unterstützen will, ist hiermit herzlich eingeladen.

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